Vokabular für das Gemeinsame Tun

Mehrere Jahre lang haben Silke Helfrich und David Bollier Commons - Initiativen besucht und versucht herauszufinden, nach welchem Muster diese funktionieren. Dabei sind sie auf ein deskriptorisches Vakuum gestossen: ihnen fehlten die Begriffe, zu beschreiben, was uns antreibt, etwas gemeinsam zu leisten. Die Ontologie des Kapitalismus kennt vor allem die Marktlogik und vermag allenfalls Chancen oder Marktversagen zu beschreiben, mit Gewinnaussichten für jene, die investieren. Doch Commoning funktioniert ganz anders: Menschen engagieren sich für ein gemeinsames Ziel und kümmern sich gleichzeitig um die Ressourcen. Egal ob selbstorganisierte WLAN Netzwerke für Regionen, wo kein Internetprovider  die Versorgung durchführt, Almwirtschaften (Dornbirn hat mit der Binnelalpe seit dem 14. Jahrhundert eine der ältesten) oder modernere Solidarische Landwirtschaften.

SoLaWis haben innovative Finanzierungsmodelle entwickelt. So wird in Bieterrunden versucht, das Jahresbudget zu generieren, das benötigt wird für angestellte Landwirtschaftsfachkräfte oder Maschinen, wobei jede/r selbst einschätzt, wie viel er/sie beitragen kann. Auf den geernteten Produkten klebt dann kein Preisschild, jedes Mitglied nimmt wieviel er/sie braucht oder ihm/ihr zusteht. Wenn das Jahr verregnet ist oder eine Fäule den Ernteerfolg schmälert, tragen dies alle und sehen es auch ein, wenn es weniger Tomaten gibt oder die Kartoffeln Drahtwürmer haben. Gemeinsam wird dann beraten, wie im nächsten Jahr der Einsatz optimiert werden kann. Ein gewisses Mindestmass an Beteiligung ist erforderlich, wer weniger mitarbeiten kann zahlt üblicherweise mehr ein. Dieses Modell auf andere Wirtschaftssektoren zu übertragen wäre spannend, hebt es sich doch wesentlich von herkömmlichen Formen des Crowdfunding ab.

Silke Helfrich habe ich nach Dornbirn eingeladen, sie spricht am 12. Juni 2019 um 18 Uhr bei der Open Idea in der Aula der FH Vorarlberg. Ihr neues Buch "Frei Fair & Lebendig - Die Macht der Commons" gibt es dort in der Bibliothek, zu kaufen bei transcript und Creative Commons lizensiert dort auch als gratis Download.

"Das Buch „Frei, fair und lebendig – die Macht der Commons“ belegt, dass es weltweit viele Beispiele gibt, dass Wirtschaft ganz anders funktionieren kann: Orientiert am Bedarf der Beteiligten werden Wohnhäuser und Software, Lebens- und Transportmittel, Prothesen und Maschinen produziert, gemeinsam Supermärkte und Bauernhöfe betrieben. Eine Blaupause für diese Projekte kann es nicht geben, weil sie geprägt sind durch die Möglichkeiten vor Ort und die Beteiligten. Aber es gibt Muster – und die beschreibt das Autorenduo." TAZ http://www.taz.de/!5591180/

 

Das soziale Leben des Commoning muss stets neu ausverhandelt werden.

Das Gefühl, an etwas Gemeinsamen zu arbeiten und Werte zu teilen, stellt sich nicht ein, indem es forlam auferlegt wird.  Die Macht der Commons p 99

Doch gilt das tatsächlich für alle Commons Gemeinschaften? Almbetriebe haben eine jahrhundertealte Tradition mit starren Rollen. Freiwillige Feuerwehren funktionieren in jedem Dorf nach dem selben Muster und die Governance in Genossenschaften ist in Gesetzen, Statuten und Geschäftsordnungen geregelt. Ich würde mal als Gegenthese in den Raum stellen, dass bewährte Muster sich auch fortpflanzen dürfen und nicht immer neu ausverhandelt werden müssen.

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