F&E Erhebung hat Luft nach oben

An meine Unternehmensadresse in Wien erhielt ich Ende Oktober 2020 eine Aufforderung der Statistik Austria von der Direktion Bevölkerung (!) an einer Erhebung über Forschung und Entwicklung im Jahr 2019 teilzunehmen. Nicht freiwillig, sondern es besteht Auskunftspflicht. Aufgrund der Corona Pandemie bin ich allerdings 2020 nur selten in Wien und bekam die Post erst jetzt nachgesendet. Tatsächlich ist ja mein Hauptunternehmenssitz als Einzelunternehmer in Vorarlberg, Das musste ich zuerst mit einer Sachbearbeiterin bei der Statistik Austria per E-Mail klären, für welchen Sitz Daten nun anzugeben wären, dies konnte rasch geklärt werden.

Das Anschreiben umfasst vier eng verfasste Seiten und erklärt vor allem den Einstieg (!) in den Fragebogen und dessen Bedienung. Das Anmelden geht mit dem Unternehmensserviceportal und einer elektronischen Signatur ganz einfach - vorausgesetzt man findet dort eQuest. Ich frage mich, wer hat sich diese Marke eQuest überlegt, wofür steht sie, wem gehört sie, weshalb wird sie nicht durchgängig in der Kommunikation verwendet, oder ist es einfach nur die Bezeichnung einer Software?

Im Fragebogen wird gleich die Frage nach eine/r Sachbearbeiter/in gestellt: für eine/n Einzelunternehmer/in ein Hohn - ich schaffe es diesen endlich zwischen den Feiertagen auszufüllen.  Bei der Angabe des F&E Umfangs könnten einfach Bilanzkennzahlen nach dem österreichischen Kontenplan abgefragt werden, das muss jedes Unternehmen ohnehin aufbereiten, anstatt Kontenkategorien querbeet zu erheben und neu zu clustern.  Es ist nicht klar, wieso die Summe der F&E Ausgaben aus Invest und laufenden Ausgaben besteht, wenn jede laufende Ausgabe eine Investition darstellt. Material oder Frempersonal sind ja auch tatsächlich angefallene Ausgaben.  Diskriminierend ist die Notwendigkeit der Angabe eines Geschlechts bei den Beschäftigen - es gibt keine Möglichkeit eine non-binary Angabe durchzuführen .

Die Felder für den Forschungsstätten - Katalog sind leer und könnten einfach aus dem ersten Blatt übernommen werden, so muss alles nochmal eingetippt werden. Zudem ist keine inhaltliche Darstellung oder Angabe einer ÖNACE möglich - wer wird einen solchen Katalog dann nützen? in meiner bald 30-jährigen F&E Karriere höre ich das erste mal von diesem Katalog. Auf einen Eintrag habe ich daher verzichtet. Wenn dann würde dies für die fairkom Gesellschaft Sinne ergeben, für die ich wesentlich mehr und grössere Projekte begleite, doch die hat keine Aufforderung erhalten. So kann das Bild der F&E Tätigkeit in einer Region dann auch nur ziemlich lückenhaft sein.

Immerhin ist im Forschungsstättenkatalog die FH Vorarlberg angeführt - da bin ich im Fachbereich Gestaltung immer wieder an der Akquise und Umsetzung von F&E Aktivitäten beteiligt, jedoch als Teilzeit-Mitarbeiter und nicht als Unternehmer. Nach dem Abschluss des Projektes Gemeindekommunikation im 21. Jahrhundert startet nun das IBH Projekt TRANSMAP. Da  untersuche ich mit der Zeppelin Universität Möglichkeiten, Beteiligungsprozesse hybrid abzubilden und der Frage nachzugehen, welche (Open Source) Werkzeuge für das TRANSMAP Modell für deren geplanten Experimente erweitert werden könnten.

Zielgruppengerechte Gestaltung von Umfragen, Anleitungen und Anschreiben: das wäre mal ein schönes Design Thinking Projekt für die öffentliche Verwaltung.

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